Die
Bezeichnung Hugenotten, ursprünglich ein Spottname ihrer Gegner, entstand
möglicherweise aus
Eidgenosse und wird seit etwa 1560 allgemein für die französischen
Protestanten benutzt. Der aus Genf stammende Kalvinismus gewann um die
Mitte des 16. Jahrhunderts immer mehr Anhänger auch im Adel und in der Bürgerschicht
Frankreichs.
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Johannes
Calvin (1509-1564) |
Die
Ausbreitung des Protestantismus und die wirtschaftliche Stärke ihrer
Anhänger lösten
unter den Katholiken Frankreichs Beunruhigung und Hass aus. Katharina von
Medici, die Witwe Heinrichs II, die für ihren Sohn König Karl IX die
Regentschaft führte, verbündete sich von Zeit zu Zeit aus politischen Gründen
mit den Hugenotten, meistens jedoch bekämpfte sie diese. Die Hugenotten kämpften
für die freie Ausübung ihres Glaubens und die Anerkennung ihrer
politischen und bürgerlichen Rechte; der König versuchte, sie zu unterdrücken.
Schließlich kam es zum offenen Bürgerkrieg: zwischen 1562 und 1598
tobten zwischen den Katholiken und den Protestanten in Frankreich acht
Kriege. An die Spitze der Hugenotten traten der Admiral Coligny und der
Prinz Ludwig von Conde. Die Hugenotten erhielten Unterstützung aus
England, Deutschland und der Schweiz, die Katholiken unter den Herzögen
von Guise aus Spanien. Die Friedensverträge am Ende eines jeden Krieges
gewährten den Hugenotten ein gewisses Maß an religiöser und politischer
Duldung, so wurden ihnen bestimmte Sicherheitsplätze gewährt. Bereits während
dieser Hugenottenkriege verließen viele Familien Frankreich. |
In
der Bartholomäus-Nacht am 24. August 1572 wurden in Paris Tausende
Hugenotten, die sich aus Anlass der Hochzeit von Heinrich von Navarra
versammelt hatten, auf Anordnung Katharinas von Medici und mit Zustimmung
Karls IX umgebracht. Unter ihnen war auch der Admiral Coligny. |

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Francois
Dubois: Die
Bartholomäus Nacht |
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Seine
Nachfolge als Führer der Hugenotten trat der Bourbone Heinrich von
Navarra an. Nachdem dieser jedoch 1589 schließlich den französischen
Thron geerbt hatte, trat er 1593 aus politischen Gründen zum
Katholizismus über: „Paris ist eine Messe wert!“ Im Edikt von Nantes
aber bestätigte er am 13. April 1598 seinen früheren Glaubensgenossen
Gewissensfreiheit, die Bürgerrechte, örtlich begrenzte freie
Religionsausübung und etwa 100 Sicherheitsplätze. |
Unter
König Ludwig XIII und seinem Kardinal Richelieu kam es erneut zu Kriegen,
in deren Verlauf die Hugenotten schließlich 1628 mit dem Fall von La
Rochelle ihren letzten Sicherheitsplatz verloren. Sie verloren ihre
politischen Rechte, behielten aber ihre religiösen Freiheiten. Diese
wurden erst unter Ludwig XIV entscheidend eingeschränkt und schließlich
praktisch verboten. Durch die sogenannten Dragonaden, Einquartierungen von
katholischen Soldaten in protestantischen Familien kam es zu
Zwangsbekehrungen. Diese Verfolgungen gipfelten schließlich in der
Aufhebung des Edikts von Nantes am 23. Oktober 1685. |
Doch
obwohl die Flucht ins Ausland unter strengsten Strafen verboten war, flüchteten
über 200.000 Hugenotten nach England, Deutschland, in das Gebiet der
Niederlande, in die Schweiz und die englischen Kolonien in Nordamerika.
Besonders Brandenburg-Preußen förderte mit dem Edikt von Potsdam 1685 die Ansiedlung der
Flüchtlinge.
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Hugenottenflucht
Jan
Luyken
1696 |
Die Hugenotten, die in Frankreich blieben, ließen sich zum größten Teil
in den Cevennen nieder; diese so genannten Kamisarden wurden im
Cevennenkrieg 1702 bis 1705 bekämpft und schließlich unterworfen.
Im
Lauf des 18. Jahrhunderts, im Zuge der Aufklärung, erhielten die französischen
Protestanten nach und nach viele ihrer Rechte zurück. Im Toleranzedikt
von Versailles im Jahr 1787 erhielten die Hugenotten die Duldung, im Code
Napoléon von 1804 die volle Gleichberechtigung.
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